Chronik der Schreinerinnung


Chronologisch ab Gründung 1919

28. Juli 1919

Gründung einer freiwilligen Innung in Tölz mit 30 Mitgliedern.

Vorstandswahl:

Obermeister Anton Buchner
Kassenwart Georg Hüttner
Schriftführer Andreas Mooshuber

Gründungsversammlung

Die Freie Schreiner-Innung des Amtsbezirkes Tölz hielt am 28. Juli des. Jahres 1919. ihre Gründungsversammlung bei sehr zahlreicher Beteiligung von Seite der Kollegen des Bezirkes ab. Punkt vormittags 10 Uhr eröffnete der provisorische Vorsitzende die Versammlung, begrüßte in einer kurzen, aber würdigen Ansprache die Herren Kollegen, insbesondere den zweiten Präsidenten des Bayer. Handwerker u. Gewerbebundes und Kammermitglied Herrn Kunstschreiner K. Zehentner aus München, über dessen ehrende Anwesenheit alle Kollegen sichtlich erfreut waren. Nach Verlesung der Niederschrift über die Tätigkeit der kurz bestehenden Innung, welche von allen Anwesenden mit Beifall genehmigt wurde, schritt man zu Punkt 3 der Tagesordnung: Referat des Herrn Kunstschreinermeisters Karl Zehentner.

Der Redner entbot zuerst namens des Bayer. Handwerker u. Gewerbebundes und der Handwerkskammer von Oberbayern die besten Grüße und Wünsche und besprach dann in ausführlicher Weise die derzeitige wirtschaftliche und politische Lage des Handwerks, wies darauf hin, wie das Handwerk, bzw. der Mittelstand zwischen den zwei Mühlsteinen (Sozialismus und Kapitalismus) bearbeitet wird und legte daraus klar, wie notwendig ein fester Zusammenschluß aller Handwerker ist.

Der Referent verstand es, durch seine interessanten Ausführungen die Zuhörer zu fesseln und begeisterte dieselben durch straffe Organisation, um zur Hebung des gesamten Handwerkerstandes mit Erfolg beizutragen. Hierauf entwickelte sich eine lebhafte Aussprache; Herr Zehentner hatte die Güte, alle an ihn gerichteten Fragen vonseite der Mitglieder mit großem Verständnis praktisch und lehrreich zu beantworten. Mittlerweile war auch der Vertreter des Bezirksamtes Tölz erschienen, dem die Leitung der Vorstandswahl oblag.

Bei dieser wurden nachstehende Herren gewählt: Buchner Anton als Obermeister, Hüttner Georg als Kassenführer, Mooshuber Andreas als Schriftführer, Seibold Klement als Kontrolleur, Müller Michael (Bad Tölz), Kleeberger Josef (Heilbrunn) und Rauchenberger Franz (Lenggries) als Beisitzende. Nach der Wahl wurden noch verschiedene wichtige Punkte der Tagesordnung erledigt, sowie die Aufnahmegebühr und der vierteljährige Beitrag festgesetzt. Die „Allgemeine Handwerkerzeitung“ wurde als obligatorisches Fachorgan bestimmt. Hierauf ergriff Herr Präsident K. Zehentner abermals das Wort und gab noch über verschiedene aktuelle Fragen wünschenswerte Aufklärungen. U. a. beglückwünschte der Redner die Versammelten zu einer gedeihlichen Entwicklung ihrer nun geschaffenen Organisation.

Herr Obermeister A. Buchner erbot hierauf Herrn Zehentner im Namen der Innung den herzlichsten Dank für seinen interessanten Vortrag, für die gegebenen Aufklärungen und ausgesprochenen Glückwünsche, sowie für die tatkräftige Unterstützung, welche er bisher der Innung in so großem Maße angedeihen lies. Nach dreistündigen erfolgreichen Beratungen schloss der Obermeister die Tagung mit Worten des Dankes für die rege Anteilnahme der Kollegen des ganzen Bezirkes und ermahnte dieselben zu immerwährender Pflege und Erhaltung des Gemeinsinnes; der Kollege möge in seinem Fachgenossen nicht den Konkurrenten, sondern den wahren Berufskollegen erblicken, denn nur durch gegenseitiges Vertrauen und zielbewusste, praktische Arbeit kann bei der nächsten Zusammenkunft hoffentlich schon gesagt werden, dass die junge Organisation um ein gutes Stück vorwärts gekommen ist.

In der Hoffnung, dass sich die noch wenigen der Innung fernstehenden Kollegen möglichst bald derselben anschließen werden, verabschiedete man sich gegenseitig mit treudeutschem Handwerkergruß.

Abschrift eines Zeitungsausschnittes von 1919 aus dem Protokollbuch der Schreinerinnung


1. Oktober 1922

Umwandlung in eine Zwangsinnung mit 42 Mitgliedern.

Vorstandswahl:

Obermeister Anton Buchner
Stellvertr. Obermeister Klement Seibold
Kassenwart Georg Hüttner
Schriftführer Josef Trost


31. Juli 1932

Ende der Zwangsinnung.


3. Dezember 1933

Gründung der NS – Plichtinnung

Vorstandswahl:

1. Vorsitzender Josef Trost
Schriftführer Stefan Schmid


Frühjahr 1934

Zwangszusammenschluss der Innungen Miesbach - Bad Tölz – Wolfratshausen.

Vorstandschaft:

Obermeister Martin Mayer, Dürnbach
Stellvertr. Obermeister Josef Trost, Bad Tölz
Lehrlingswart Anton Staudacher, Schliersee


15. April 1946

Auflösung der Dreierinnung und Neugründung der Innung Bad Tölz.

Vorstandswahl

Obermeister Josef Trost
Stellvertr. Obermeister Josef Niederhuber
Kassenwart Georg Hechensteiner
Schriftführer Jakob Kohlhauf
Lehrlingswart Anton Buchner sen.


28. September 1963

Zusammenschluss der Schreinerinnungen Miesbach, Bad Tölz und Wolfratshausen

Im Dezember 1962 trafen sich die Obermeister Friesl, Fuchs und Schreiner mit dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Herrn Finkenzeller in Holzkirchen um über eine Zusammenlegung der drei Innungen zu beraten.

In der Kreishandwerkerschaft Holzkirchen waren bereits die meisten Gewerke der drei Landkreise zu je einer Innung zusammengefasst und auch bei den Schreinern waren gute Voraussetzungen für eine Zusammenlegung gegeben.

Aus rechtlichen Gründen wurde folgender Weg beschritten:

  • Austritt aus den Innungen Bad Tölz bzw. Wolfratshausen
  • Eintritt in die Schreinerinnung Miesbach, die ihren Bezirk um die Landkreise Bad Tölz und Wolfratshausen erweiterte.
  • Jede Innung brachte pro Mitglied einen Grundbetrag von 20,00 DM in die gemeinsame Innung ein.

Aus Bad Tölz stellten 27 Betriebe und aus Wolfratshausen 21 Betriebe den Antrag auf Mitgliedschaft bei der Schreinerinnung Miesbach.

Bei der Hauptversammlung der Schreinerinnung Miesbach am Samstag den 28.09.1963 wurden die drei Innungen mit großer Mehrheit (52 Stimmen für und 3 dagegen) zur Schreinerinnung Miesbach-Bad Tölz-Wolfratshausen zusammengeschlossen. Aus Miesbach waren 27, aus Bad Tölz 16 und aus Wolfratshausen 12 Mitglieder anwesend. 

Die Neuwahl der Vorstandschaft brachte folgendes Ergebnis:

Obermeister Josef Friesl, Miesbach
Stellvertretende Obermeister Hans Fuchs, Greiling und Lorenz Schreiner, Dettenhausen
Lehrlingswart Josef Gemmer, Miesbach
Stellvertretender Lehrlingswart Josef Eisenschenk, Bad Tölz
Kassier Georg Jörg, Hartpenning
Schriftführer Hermann Huber, Arget
Beisitzer Ludwig Raab, Schaftlach; Georg Hechensteiner, Bad Tölz; und Josef Ostermeier, Schönegg.

Folgende Beitragssätze wurden beschlossen:

Grundbeitrag monatlich  4,00 DM
Zusatzbeitrag für Betriebe mit 1 - 3 Beschäftigten monatlich    1,50 DM
Zusatzbeitrag für Betriebe mit 4 - 6 Beschäftigten monatlich  3,00 DM
Zusatzbeitrag für Betriebe mit 7 - 9 Beschäftigten monatlich 5,00 DM
Zusatzbeitrag für Betriebe mit über 9 Beschäftigten monatlich7,00 DM

Die Zusammensetzung der neu gewählten Vorstandschaft lässt erkennen, dass von Anfang an auf eine ausgewogene Beteiligung der ehemaligen Innungsbereiche geachtet wurde.

Der Zusammenschluss ist am 01.01.1964 rechtskräftig geworden und hat eine sehr starke Innung ergeben.

Der Schreinertag 2004 wird also zugleich das 40jährige Gründungsjubiläum der vereinigten Schreinerinnungen der Landkreise Miesbach, Bad Tölz und Wolfratshausen.


Wirtschaftliche Lage

Über die wirtschaftliche Lage unserer Kollegen seit dem Gründungsjahr 1919 gibt das Protokollbuch einige interessante Einblicke.

1919
Schon das Gründungsjahr 1919 zeigt auf, dass unsere Vorgänger tatkräftig zugepackt haben um der Not und dem Chaos der Nachkriegszeit Herr zu werden.

Schon damals war man von der Notwendigkeit einer starken Gemeinschaft überzeugt.
In mehreren Beiträgen ist aufgezeigt, dass immer wieder um eine ordentliche Kalkulation gerungen wurde. Auch der gemeinsame Einkauf ist oft das Thema in den Versammlungen. So sind verschiedene Aktivitäten vermerkt über Genossenschaftsbeteiligungen, gemeinsamen Holz – und Leimeinkauf, ein Schnittholzlager, ein Sarglager, ein Sperrholzlager, ein Stuhllager und Vereinbarungen mit Spiegel – und Beschläge -Lieferanten.

1923
Eine besondere Herausforderung war das Jahr 1923 mit der Inflation. Einige Daten sollen das verdeutlichen.

22.04.1923gefordert wurde, eine Maschinenstunde mit 4.200,00 Mark zu rechnen.
Bei Nichterscheinen zur Innungsversammlung wurden 1.400,00 Mark fällig.
12.07.1923Der Innungsbeitrag für August wurde auf 20.000,00 Mark festgesetzt.
Sept. 1923Der Innungsbeitrag beträgt jetzt 200.000,00 Mark.
Die Buße bei Nichterscheinen 20.000,00 Mark.
Dez. 1923Der Innungsbeitrag steigt auf 7 Milliarden Mark.

1924
Ein Maiausflug zur Versammlung nach Benediktbeuern. 25 Kollegen kamen mit dem Fahrrad, 3 waren entschuldigt, sie hatten keines.

1930
Die nächste Katastrophe war die Weltwirtschaftskrise. In den damals noch großen Familien erhält nur einer Arbeitslosengeld.

1933 – 39
Nach anfänglich eingetretener Besserung wurde schon ab 1935 das Wirtschaftsleben, durch die Aufrüstung, mit 5 Jahresplänen und Bezugsscheinen schwer behindert.

1939 – 45
Bedingt durch das Kriegsgeschehen sind keine Aufzeichnungen zu finden.

1945
Nach dem Krieg mangelte es an allem. Für Rundholz – Schnittholz – Farben und vielem mehr gab es zwar Bezugsscheine, aber die Ware war nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen. Im Tauschhandel, Butter für Zement – Zement für Nägel – Nägel für Stemmeisen und so weiter, wurden die benötigten Waren beschafft.

1946
Die Innung Bad Tölz wurde neu gegründet.

Bald kämpfte man gegen die von den Amerikanern eingeführte Gewerbefreiheit, die jedem die Führung eines Betriebes ermöglichte.

Besonders schwierig war die Lage bei den Schulabgängern, z. B. in Holzkirchen standen 1947 den 45 Schulabgängern 4 gemeldete Lehrstellen gegenüber.


Lehrlingswesen

Das Lehrlingswesen ist über Jahre kein Thema, das sich in Aufzeichnungen niedergeschlagen hätte.
Einige Hinweise aus dem Protokollbuch.

24.11.1921
Gebührenfestsetzung der Handwerkskammer 25,00 Mark für die Gesellenprüfung.

19.02.1922
Mitteilung der Handwerkskammer: „Die Schulzeit braucht nicht auf die Arbeitszeit angerechnet werden“. Für Lehrlinge in Kost und Wohnung werden 1500,00 Mark verlangt

10.03.1924
Lehrlingsentgelt: 1. Halbjahr 50 Pfennige in der Woche, jedes weitere Halbjahr 50 Pfennige mehr. Die Lehrzeit dauerte 3 ½ Jahre.

29.01.1928
Von einigen Mitgliedern wurde eine Eignungsprüfung für Lehrlinge gefordert.

05.12.1930
Verlängerung der Lehrzeit auf 4 Jahre.

03.02.1931
Ein Hinweis auf Kollegen Trost als Prüfungsmeister.

09.10.1931
Die Gesellenprüfung ist wegen zu geringer Anmeldungen (2 Prüflinge) ausgefallen.

31.05.1947
Das Kloster Benediktbeuern bildet in Schreinerei und Wagnerei wieder Lehrlinge aus.

11.10.1947
Eine Gesellenprüfung mit 9 Teilnehmern durchgeführt. Die Noten 3 x sehr gut, 4 x gut, 
2 x befriedigend.

08.11.1947
Erster Hinweis auf einen Maschinenkurs. In Bad Tölz beim Kollegen Hechensteiner, in Lenggries bei Schreinerei Kohlhauf und in Benediktbeuern beim Kollegen Bader.

10.04.1948
Eine Gesellenprüfung mit 6 Teilnehmern abgehalten. Die Noten, 2 x sehr gut, 2 x gut und 2 x befriedigend.

23.10.1948
Eine Gesellenprüfung mit 14 Teilnehmern abgehalten. Die Noten, 3 x sehr gut, 7 x gut, 3 x befriedigend und 1 x ausreichend.

05.12.1930
Eine Gesellenprüfung mit 8 Teilnehmern abgehalten. Als Gebühr wurden 10,00 DM erhoben.
Lehrlingswart Kohlhauf beklagte sich über die schlechten Arbeitsproben.


Historie der Obermeister

Schreinerinnung Wolfratshausen

1954 bis 1963

Lorenz Schreiner, Dettenhausen

Schreinerinnung Bad Tölz

1919 bis 1933

Anton Buchner, Bad Tölz

1933 bis 1934

Josef Trost, Bad Tölz

1934 bis 1945

Martin Mayr, Dürnbach ( Dreierinnung MB. TÖL. WOR )

1946 bis 1954

Josef Trost, Bad Tölz

1954 bis 1957

Stefan Schmied, Bad Tölz

1957 bis 1963

Hans Fuchs, Greiling

Schreinerinnung Miesbach

1954 bis 1957

Josef Vogl jun., Holzkirchen

1957 bis 1963

Josef Friesl, Miesbach

Zusammenschluss

1963

Schreinerinnung Miesbach – Bad Tölz – Wolfratshausen

1963 bis 1979

Josef Friesl, Miesbach

1979 bis 1988

Ernst Brunner, Vally

1988 bis 1997

Peter Rappold, Dietramszell

1997 bis 2013

Martin Heimgreiter, Waakirchen

2013 bis heute Josef Oswald, Arzbach